Ahzumjot

Es ist 2024 – Die Musikindustrie steht Kopf. Während Social Media mal ein einfaches Bewerbungstool für Musiker*innen war, steht das Drehen von viralen Tiktoks im Mittelpunkt und neue Releases sind eigentlich nicht mehr als die dazugehörige 40-Sekunden-Hörprobe auf Instagram. Alben verlieren an Relevanz, also macht Ahzumjot gleich drei davon und spielt zu jedem eine einmalige Show in einer anderen Stadt, bei der vorher nichts über das Album bekannt ist. „FRANCIS“ ist der zweite Teil in dieser Album-Trilogie. Dafür schlüpft der in Hamburg geborene Rapper und Produzent in die Rolle eines Jungen aus der Gegend, in der Ahzumjot aufwuchs. Hamburg Ost – Problemviertel. Während er selbst in seiner Jugend eher ruhig war und sich von Stress oder Kriminalität fern hielt, war Francis laut, doll und voller Hass auf ein System, das migrantische Familien an den Rand der Großstadt treibt. Zuhause zerbricht die Familie an Streit, Alkoholismus, Armut, deshalb ist Francis draußen und sucht dort mit seinen Jungs auf Biegen und Brechen das Glück, welches Jungs wie ihn nicht geschenkt wird. Der komplett von Ahzumjot selbst produzierte Sound des Albums ist deutlich düsterer und wütender als auf dem emotional aufwühlenden Vorgänger „Winter tat weh“. Doch während die letzte 808 unter dem wirren Modular-Synth-Sound verschwindet, bricht wieder alles auseinander und es ertönen sanfte Gitarren vermischt mit Gospel-Chören und Houston-Rap-Samples. „Francis“ klingt hart, erbarmungslos und zerbrechlich zugleich. Es ist die Geschichte eines Jungen, dessen verschwendete Jugend unter Beobachtung des Scheiterns seines Umfelds dann vielleicht doch im ruhigen Erwachsensein endet.